Emil Wolter (1885-1964)

Emil Wolter in der Gravurenwerkstatt

Emil Wolter - Berliner Graveur und ZeichnerDer Berliner Stahlgraveur Emil Wolter arbeitete zunächst in der Berliner Gravuren Manufaktur seines Vaters “Albert Wolter & Sohn”. Doch sein besonderes Talent als Zeichner, die handwerkliche Grundlage für gute Gravuren, bewies er schon sehr früh. Seine ersten Bleistiftzeichnungen stammen aus dem Jahr 1900.

Emil Wolter gravierte unter anderem die Typenräder für die Reichsdruckerei. Im ehemaligen Postmuseum, heute Museum für Kommunikation in der Leipziger Straße finden Sie immer noch ein Modell der damaligen Rohrpost mit von ihm gravierten Rohrpostpatronen.

Seine besondere Liebe aber galt dem schönen Geschlecht und dem Leben. Diese findet ihren Ausdruck in vielen schönen Aktzeichnungen und Portraits. Selten sind seine männlichen Akte, jedoch nicht minder ausdrucksstark. Doch besonders schön sind seine Fresken-Zeichnungen. Denn diese kommen nahezu wie alte Schwarz-Weiß-Fotografien mit besonderer Tiefe daher, wären sie nicht mit Bleistift gezeichnet.

Das Vermächtnis Emil Wolters hütete seine Tochter Gerda. Sie fühlte sich ebenfalls den schönen Künsten verbunden, machte eine Ausbildung und traf dort ihren späteren Ehemann Heinrich Köhler. Dessen Aquarelle und Zeichnungen finden Sie ebenfalls in der Galerie Franka Löwe. Ihr ist es sicherlich zu verdanken, dass das umfassende Werk beider Künstler erhalten blieb.

Viele Lebensdaten können wir Ihnen zu Emil Wolter leider nicht liefern, doch seine Enkelin beschreibt ihn als anarchistischen Schöngeist, der mit dem Kommunismus sympatisierte. Mit ihr besuchte er gerne die Berliner Museen und diskutierte leidenschaftlich über politische Entwicklungen.

Seine letzten Aktzeichnungen stammen aus den späten 50er Jahren. Hier fängt der Zeichner mit wenigen, pointiert gesetzten Strichen auf, was Frauen in der Reife ihres Lebens ausmacht: Sinnlichkeit, deren Schönheit sich der Betrachter kaum entziehen kann.